- Hardy
- Hardy,1) [ar'di], Alexandre, französischer Dramatiker, * Paris um 1570, ✝ 1631 oder 1632; gehörte (wohl auch als Schauspieler) zur Truppe der »Comédiens du Roy« und nahm auf deren Repertoire als dramatischer Autor Einfluss. Von seinen (nach eigener Aussage) 600 verfassten Stücken sind 12 Tragödien, 14 Tragikomödien und fünf Schäferspiele erhalten. Charakteristisch für die - überwiegend nach antiken Stoffen verfassten - Tragödien ist die Betonung der dramatischen Aktion und der handelnden Figuren, womit Hardy (trotz Nichtbeachtung der drei Einheiten) zu einem bedeutenden Vorläufer der klassischen Tragödie wurde. Seine Tragikomödien behandeln romaneske Stoffe; mit seinen Schäferspielen wurde er zu einem Vermittler der italienischen und spanischen Hirtendichtung.Werke: Tragödien: Didon (1603); Coriolan (um 1607); Mariamne (1610); La mort d'Alexandre (1624).Schäferspiele: Le triomphe de l'amour (zwischen 1624 und 1628); L'amour victorieux et vengé (zwischen 1624 und 1628).K. Garscha: H. als Barockdramatiker (1971);S. W. Deierkauf-Holsboer: Vie d'A. H., poète du roi (Neuausg. Paris 1972).2) ['hɑːdi], Frank, australischer Schriftsteller, * Warrnambool (Victoria) 21. 3. 1917, ✝ Melbourne 28. 1. 1994; schloss sich während der Weltwirtschaftskrise der kommunistischen Partei an. 1950 löste er mit dem halbauthentischen Roman »Power without glory«, der den Aufstieg des Millionärs John Wren beschreibt, einen Skandal aus. In seinen Kurzgeschichten gestaltete Hardy oft mit lakonischem Humor Episoden und Schicksale aus dem Leben der Arbeiter, für die er in seinem Werk Partei ergreift.Weitere Werke: Romane: The four-legged lottery (1958); The outcasts of Foolgarah (1971); Who shot G. Kirkland? (1981); The obsession of Oscar Oswald (1983).Kurzgeschichten: Legends from Benson's Valley (1963); The yarns of Billy Borker (1965); Billy Borker yarns again (1967); The great Australian lover (1972); It's moments like these (1972).3) ['hɑːdi], Godfrey Harold, britischer Mathematiker, * Cranleigh (bei Guildford, County Surrey) 7. 2. 1877, ✝ Cambridge 1. 12. 1947; Professor in Oxford (1919-28), Princeton (N. J.) und Cambridge (ab 1931). Neben dem Lehrbuch »A course in pure mathematics« (1908), das viel zur Verbreitung der weierstraßschen Analysis in Großbritannien beitrug, leistete Hardy in jungen Jahren v. a. Beiträge zur Analysis. 1911 begann die Zusammenarbeit mit J. E. Littlewood, 1914 mit S. Ramanujan. Beides führte zu fundamentalen Ergebnissen auf dem Gebiet der Zahlentheorie und der Reihen (Hardy-Littlewood-Sätze) sowie in der Funktionentheorie. Die mit E. M. Wright verfasste »Einführung in die Zahlentheorie« (1938) wurde ein Standardwerk.Weitere Werke: A mathematician's apology (1940); Divergent series (herausgegeben 1948); Bertrand Russell and Trinity (herausgegeben 1970).4) ['hɑːdi], Oliver, amerikanischer Filmkomiker, * Atlanta (Georgia) 18. 1. 1892, ✝ Los Angeles-Hollywood (Calif.) 7. 8. 1957; bildete mit S. Laurel das Paar »Laurel and Hardy« (»Stan und Ollie«, »Dick und Doof«).5) ['hɑːdi], Thomas, englischer Dichter, * Upper Bockhampton (County Dorset) 2. 6. 1840, ✝ Max Gate (County Dorset) 11. 1. 1928. Hardy studierte Architektur in London (1862-67), war dann Architekt in Weymouth und seit 1880 freier Schriftsteller; begann als Lyriker und wandte sich dann dem Roman zu. Unter dem Einfluss H. Spencers und A. Schopenhauers entwickelte er ein zutiefst pessimistisches Weltbild, das seine Romane beherrscht. Die fiktive Grafschaft »Wessex« (Dorset und Wiltshire) bildet die Szenerie seines Werkes, zugleich steht sie als Symbol für die Tragik der zum Scheitern verurteilten menschlicher Existenz. Hardys einfühlsam gestaltete Charaktere, die oft leidenschaftlich gegen die eigene Veranlagung und ihre Umwelt antreten, werden von einer unheimlichen, gleichgültigen Schicksalsmacht aufgeschreckt, umhergetrieben und gebrochen. Das Romangeschehen mischt reale Ereignisse mit Fantastischem, Alltägliches mit Außergewöhnlichem, stellt irdisches Geschehen in kosmische Zusammenhänge. Einen Wendepunkt in Hardys Schaffen stellt der düstere Roman »Jude the obscure« (1895; deutsch »Juda, der Unberühmte«, auch unter dem Titel »Herzen im Aufruhr« und »Im Dunkeln«) dar, in dem der Titelheld vergeblich gegen soziale Schranken und die Konvention der bürgerlichen Ehe aufbegehrt. Nach feindseligen Besprechungen seiner Romane suchte Hardy nach 1896 seine Überzeugungen wieder in Lyrik zu fassen. Sein teils in Blankversen und Prosa verfasstes Werk »The dynasts« (1903-08, 3 Teile), eine Darstellung Englands in den Napoleonischen Kriegen, ist der umfassendste Ausdruck seiner Weltsicht.Weitere Werke: Romane: Desperate remedies, 3 Bände (1871); Under the greenwood tree (1872; deutsch Die Liebe der Fancy Day); Far from the madding crowd, 2 Bände (1874; deutsch Am grünen Rand der Welt); The return of the native, 3 Bände (1878; deutsch Die Rückkehr, auch unter dem Titel Clyms Heimkehr); The mayor of Casterbridge (1885; deutsch Der Bürgermeister von Casterbridge); Tess of the D'Urbervilles, 3 Bände (1891; deutsch Tess von D'Urbervilles).Kurzgeschichten: Wessex tales (1888); Life's little ironies (1894; deutsch Bosheiten des Schicksals).Seiner Frau zuliebe (1947; deutsche Auswahl).Gedichte: Poems of the past and present (1901); Satires of circumstance (1914); Winter words (1928).Ausgaben: The works, 37 Bände (1919-20); The new Wessex edition, herausgegeben von P. N. Furbank und anderen, 19 Bände (1975-78); The collected letters, herausgegeben von R. L. Purdy und anderen, auf mehrere Bände berechnet (1978 folgende); The complete poems, herausgegeben von J. Gibson (Neuausgabe 1979); The short stories (Neuausgabe 1986).T. Paulin: T. H. The poetry of perception (ebd. 1975);J. Bayley: An essay on H. (Cambridge 1978);R. Gittings: Young T. H. (Neuausg. Harmondsworth 1980);R. Gittings: The older H. (Neuausg. ebd. 1980);D. Hawkins: H. Novelist and poet (Neuausg. London 1981);F. B. Pinion: A T. H. dictionary (London 1989);M. Millgate: T. H. A biography (Neuausg. Oxford 1985);P. Goetsch: H.s Wessex-Romane (1993);M. Seymour-Smith: H. (London 1994).Periodika: The T. H. Yearbook (Saint Peter's Port 1970 ff.);The T. H. Journal (Canterbury 1985 ff.).
Universal-Lexikon. 2012.